Frosch “Am anderen Ende der Welt: Alaska!
Hallo meine Lieben,
unsere Weltumrundung (mit Ausnahme von Afrika und Australien) ist beendet, auch wenn wir noch eine Weile unterwegs sein werden. Bis jetzt ist alles ganz toll gelaufen, wir hoffen, dass es so bleibt.
Herzlichst Gerd u. Claudia
Am anderen Ende der Welt: Alaska
Jetzt haben wir es also geschafft: Von Feuerland bis Alaska. Von einem Ende der Welt zum anderen. Auch wenn wir noch nicht den n?rdlichsten Punkt erreicht haben, das n?rdlichste Land allemal. Es zeigt sich zun?chst tropisch hei? mit Temperaturen von mehr als 30?C; erwartet h?tten wir K?lte, Regen, vielleicht sogar Schnee. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen. Die Folge der schrecklichen Hitze sind dichte M?ckenschw?rme, die aus jedem Geb?sch aufsteigen und uns trotz Spray und Gesichtsschutz piesacken. Neulich, wir hatten gerade einen sch?nen Stellplatz s?dlich von Fairbanks, der zweitgr??ten Stadt, gefunden, als die Luft nach Rauch roch. Zuvor hatte man die Stra?e mehr als einen ganzen Tag gesperrt, weil die Feuerwehr mit einem Waldbrand besch?ftigt war. Fliehen? Wir fahren Richtung S?den, der Rauch wird st?rker. Also umkehren? Wir erkundigen uns nach dem Gefahrenpotenzial und werden beruhigt. Ja, da seien Waldbr?nde, aber die seien weiter weg. Also suchen wir unseren Schlafplatz wieder auf und verbringen eine ruhige Nacht.
?In Alaska wollte ich nicht leben. Im Sommer fressen einen die M?cken oder wird ger?stet, im Winter erstarrt man zu Eis?. So jedenfalls die Stellungnahme von Claudia.
Eigentlich hat sie nicht so ganz Unrecht, g?be es da nicht etwas, was das Land so einmalig macht. Gold!
Mich hat das Fieber fest im Griff, seit wir in Kanada zum ersten Mal f?ndig wurden. Immer wieder halten wir an Stellen, in denen die Touristen entweder mit oder ohne Bezahlung ?Goldpanning? betreiben d?rfen. Manche r?cken mit m?chtigem Ger?t an. Mit starken Motorpumpen saugen sie den Boden der B?che, vor allem unter dicken Felsbrocken ab, lassen den Sand und Kies ?ber eine Vorrichtung ?hnlich einem Waschbrett laufen und hoffen, etwas Goldstaub zu finden. Man muss sich vorstellen, dass all diese Pl?tze seit mehr als einhundert Jahren immer und immer wieder mit schwerstem Ger?t umgepfl?gt wurden und dann kommt so ein M?chtegern-Goldsucher wie ich mit seiner Plastikpfanne und glaubt, dass man f?r ihn noch ein paar Nuggets ?bergelassen hat! Da hilft nur dort suchen, wo vorher noch niemand war. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, an all den mittlerweile leicht zug?nglichen Pl?tzen Goldstaub zu finden. Touristenscharen und Hobbyprospektoren waren bestimmt schon vor mir da. Ziemlich desillusioniert ?berlege ich, entweder die Angel auszuwerfen oder es doch noch einmal mit der Pfanne zu versuchen, als wir neulich Abend an einem rauschenden Wildbach halten. Nat?rlich entscheide ich mich f?r die Pfanne. Beim dritten Versuch glitzern tats?chlich zwei St?ubchen aus dem schwarzen Eisensand, der immer den Rest der Pfanne ausmacht. Beim n?chsten Versuch bin ich zufrieden: Goldstaub, fast in der Menge, wie damals in Quesnel. Was bedeutet, etwa zehn bis zwanzig St?ubchen pro Pfanne! Verschwindend wenig, aber darum geht es nicht. Ich habe selbst, weit von den touristischen Pfaden, ohne Anleitung und Hilfe, Goldstaub gefunden. Damit kann ich mich mit Fug und Recht in die Reihe derer einordnen, die vor hundert Jahren durch das Land zogen auf der Suche nach dem gelben Metall.
Der Autor meines Goldsucher-Handbuchs (300 Seiten, die ich mittlerweile fast auswendig kann), warnt: Man soll die Suchtgefahr nicht untersch?tzen, die damit verbunden ist. Das sei keineswegs l?cherlich. Er hat wohl in meinem Fall recht. Das schlimmste, was passieren k?nnte, w?re wohl, wenn ich tats?chlich ein paar gr??ere Goldk?rner finden w?rde. Schon jetzt hat Claudia alle H?nde voll zu tun um zu verhindern, dass ich total abdrehe. Dabei hat Alaska so tolle Landschaften, ?hnlich wie Norwegen oder Patagonien zu bieten. Weit, wild, urspr?nglich. Ich muss mich zusammenrei?en, um dies bewusst wahrzunehmen.
Auch, oder gerade bei schlechtem Wetter wie in den beiden letzten Tagen als wir die S?dk?ste bei Seward besuchen, wird der Eindruck der ungeb?ndigten Natur so richtig deutlich. Grauschwarze Wolkenb?nke ziehen vom Meer aufs Land, verh?llen die mit Eis und Schnee bedeckten Berge und bescheren uns st?rmischen Regen. Das also ist das andere Gesicht Alaskas.
Aus unserer Fahrt nach Inuik, dem n?rdlichsten Punkt unserer Reise, wird wohl nichts werden. Wir stehen im Moment in Dawson, der ber?hmten Goldgr?berstadt aus der Zeit des Goldrushs. Gerade haben wir uns mit einem Unimogfahrer, der vom Dempster-Highway umgekehrt ist, unterhalten. Er erz?hlte, dass die Stra?e durch Unwetter an zwei Stellen unterbrochen sei. Die Reparaturen w?rden mindestens vier Wochen dauern. Personen, die mit ihrem Auto nicht zur?ckk?nnten, w?rden vermutlich ausgeflogen.
Im Moment stehe ich auf einem Campground in einer Halle zwischen Waschmaschinen und W?schetrocknern und warte, bis letztere ihre Arbeit beendet haben. Aber hier soll die beste M?glichkeit sein, ins Netz zu kommen. Doch das gelingt weder mir, noch einer anderen Dame, die ebenfalls mit ihrer W?sche besch?ftigt ist. Wir vermuten, dass die Verbindung abgeschaltet wurde und wohl erst morgen wieder zur Verf?gung steht.