Frosch: Mississippi
Hallo meine Lieben,
mal wieder ein kleines Lebenszeichen. Uns gehts gut, dem Auto auch.
Herzlichst,
Claudia, Gerd und Strolch
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Am Mississippi
Mi, 17.04. 2013
Wir folgen dem Verlauf des Flusses Richtung Norden auf einem alten Indianer- und Trapperweg, der mittlerweile zu einer Stra?e nur f?r Touristen ausgebaut wurde. Heute haben wir Vicksburg, die Stadt, in der sich neben Gettisburg der B?rgerkrieg entschied, besucht. Im NP, durch den ein 20 Meilen langer Gedenkweg zu den einzelnen Schlachtfeldern f?hrt, wird ein Teil amerikanischer Historie pr?sent. In vielen Aspekten ist diese Schlacht mit der von Stalingrad vergleichbar. Hier wie dort ging es um die Beherrschung des Stroms als kriegsentscheidende Voraussetzung. W?hrend aber in Stalingrad vor allem die Opfer im Mittelpunkt der Monumente, Plastiken und anderen Darstellung standen, finden sich hier vor allem Monumente der Heldenverehrung. Zwar gibt es auch Tafeln mit Namen der Opfer, doch ist der Charakter ein ganz anderer. Stalingrad erschien mir viel weniger pathetisch, viel wahrer und ehrlicher.
Wir lesen beide gerade ?Fackeln im Sturm?, eines der gro?en Epen die diese Zeit thematisieren. Vieles wird uns jetzt, da wir Plantagen, Herrenh?user und Sklavenunterk?nfte besichtigen, so richtig lebendig. Der Roman in Verbindung mit der realen Anschauung: eindrucksvoller l?sst sich Geschichte nicht erleben.
Ein Erlebnis ganz anderer Art bot wieder einmal der Besuch einer Mercedes-Werkstatt. Als die Bremskontrolleuchte aufflackerte und ein Fl?ssigkeitsbeh?lter leer war, schien uns ein Werkstattbesuch angeraten da unklar war, ob ein ernsthaftes Problem vorlag. Nachdem uns Chevrolet zu Mitsubishi schickte, die laut gro?em Schild alle Marken angeblich reparierten, verwiesen die uns nichts desto trotz zu Mercedes.
Als wir vorfuhren, kam die ganze Belegschaft, staunte, fragte, welcher Marke unser Auto sei und behauptete so eines g?be es sonst in Nordamerika nicht. Dann erschien der Chef im Nadelstreifenanzug, stellte sich vor, bedauerte, uns nicht helfen zu k?nnen, da er solche Autos nicht reparieren k?nnte und f?gte w?rtlich hinzu: ?Autos ?lter als 10 Jahre reparieren wir nicht? (Ich bin absolut sicher, ihn richtig verstanden zu haben. Erempfahl uns eine kleine Werkstatt f?r Mercedes-Oldtimer. Ich habe ihm dann das passende gesagt, u. a. wie er es verantworten k?nne, uns mit einem Auto, dessen Bremsen m?glicherweise defekt sind, wegzuschicken.
Wir kommen zu ?Fritz und Hans?, einer kleinen Klitsche. Nein, in die Halle w?rde unser Auto nicht passen, und drau?en w?rde man nicht reparieren. Immerhin schaut man nach, entdeckt einen kaputten Schlauch und bietet an, diesen zu reparieren. Er wird gek?rzt und wieder neu aufgesteckt und mit einer Schlauchschelle gesichert. Dann wird Bremsfl?ssigkeit aufgef?llt. Die Rechnung: Stolze 70Dollar f?r 5 min Arbeit. Als ich ihnen vorhalte, f?rs gleiche Geld in New Mexico einen kompletten ?lwechsel incl. Material bekommen zu haben. Wird mir folgendes erkl?rt: !. Auch wenn die Arbeit nur 1 min dauert, wird zumindest eine Stunde berechnet. 2. Die Werkstatt samt Einrichtung habe Eine Million Dollar gekostet. Das m?sse ich auch bedenken. Ich bedenke es und bezahle. Von nun an: Nie wieder Mercedes.
Wir erreichen Nashville/Tennesee, die Hauptstadt der Country-Music. Gleich am ersten Abend wollen wir uns ins musikalische Get?mmel st?rzen. Aber ?hnlich wie in New Orleans versuchen auch hier die zumeist guten Bands vor allem durch Lautst?rke zu ?berzeugen. Gegen halb elf verlassen wir, kurz vor einem H?rsturz, die heiligen Hallen dieser von mir einst so geliebten Musik.
Wir sind gerade dabei, uns f?r die Nacht auf einem Campground einzurichten, als ein Ranger uns vor einem heranziehenden Tornado warnt. Zusammen mit den ?brigen Besuchern bilden wir auf einem nahen Parkplatz eine Wagenburg und feiern die ?Tornado-Party?. Es regnet sp?ter zwar stark, aber das wars.
Wir beschlie?en, zur?ck nach Westen zu fahren und durchqueren die Staaten Tennesee, Kentucky, Illinois und erreichen gerade Kansas. Allen ist gemeinsam, dass sie vor allem mittelgebirgs?hnlichen Charakter haben und von Viehzucht gepr?gt sind.