Neues vom Frosch 14.12.2011
Hallo,
wir melden uns aus der noerdlichsten Stadt Chiles. Im Moment ist das
Auto in der Werkstatt, wir hoffen, dass es heute nachmittag wieder
repariert ist.Fuer die Zeit der Reparatur wohnen wir zur Untermiete bei
einer netten alleinstehenden Dame unseres Alters. Mit dem Hund war es
unmoeglich, ein Hotel oder eine Pension zu finden.
Herzliche gruesse und ein frohes Weihnachtsfest
Gerd u. Claudia
In Nordchile
Sonntag, der 11. 12. 2011-12-11
Wir stehen am Strand des Pazifik am Stadtrand von Arice, der n?rdlichsten chilenischen Stadt. Man k?nnte meinen, es w?re Sommer am Mittelmeer. Strahlend blauer Himmel, ein leichter Seewind. Alles w?re perfekt, w?re da nicht???????.
Aber der Reihe nach.
Nach etwas mehr als einer Woche hatten wir von Bolivien die Schnauze gestrichen voll. Ein eiskalter Wind im Hochland, kaum auszuhaltende Hitze im Auto bei einer unbarmherzig brennenden Sonne, dazu st?ndig eine H?he von ?ber viertausend Metern, die einem alle Kraft aus den Knochen zu saugen schien. Jede Bewegung wurde zu einer schweren Anstrengung. St?ndig das Gef?hl, der Kreislauf mache Schwierigkeiten. ?ber die Armut der Leute hatte ich mich schon ausgelassen. Noch einmal ein paar Impressionen zur Verdeutlichung:
Die Gro?stadt Potosi, einst hatten die Spanier den reichen Silberberg gepl?ndert, lebt nur noch von den Resten, die von damals ?brig sind. Der M?ll t?rmt sich an den Ausfallstra?en der Stadt, Rudel von Stra?enk?tern k?mpfen um die Reste ?berfahrener Kadaver. Alte Frauen w?hlen im M?ll auf der Suche nach Verwertbarem. Reck, Gestank, wohin man blickt.
Man m?sste verzweifeln, w?ren da nich ein paar Hoffnungsschimmer. Offenbar seit Amtsantritt des jetzigen Pr?sidenten, einem ehemaligen Coca-Bauern, scheint es mit dem land aufw?rts zu gehen. Zahlreiche Teerstra?en wurden neu gebaut, ?berall entstehen moderne Wohngeb?ude und wir entdecken zahlreiche neue Schulen. Hoffentlich h?lt diese Entwicklung in dem wohl ?rmsten Land des Kontinents an.
Auch die Stadt Sucre unterscheidet sich wohltuend vom Rest des Landes. Alles ist sauber gepflegt, die Geb?ude im Zentrum zeigen pr?chtigen spanischen Kolonialstil. Da sie auf nur 2700 m H?he liegt, l?sst es sich hier pr?chtig aushalten.
Nach unseren Erfahrungen mit den ?brigen Gro?st?dten wollen wir uns La Paz verkneifen und nach Chile fl?chten. Auch den Titicacasee wollen wir lieber vom peruanischen Ufer aus bereisen. Doch zuvor geht?s ?ber die Grenze.
Unser letzter Tankstopp war bei Potosi, etwa 750 km bis zur Grenze. In der n?chsten Gro?stadt, Oruro, wollen wir tanken. Kein Sprit f?r Ausl?nder, Gesetz der Regierung, wird uns erkl?rt. Die meisten Tankstellen sind trocken, an den anderen beobachten wir Hamsterk?ufe. Dann behaltet euch doch euren teuren Sprit. Zuletzt zahlten wir das f?nffache des Preises f?r Bolivianer, das sei auch Gesetz. Da es ?berall gefordert wurde und auch an den Tankstellen angeschlagen war, mussten wir akzeptieren.
Nach 6oo km ist unser Tank leer, wir f?llen den ersten Ersatzkanister um.
Im Parc National Sajama mit dem h?chsten Vulkan der Welt mit 6542m machen wir einen kurzen Fotostopp.
Danach bringe ich den Motor kaum noch zum Laufen. Dicke schwarze und blaue Wolken kommen aus dem Auspuff, nur noch im kleinsten Gang der Untersetzung bewegt sich das Fahrzeug. Panik! Panik!. Schon wieder ein Motorschaden, wie ist das m?glich? Es rumpelt und pumpelt , jede Menge erschreckender Ger?usche. Blo? keinen Motorschaden in Bolivien. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es au?erhalb von La Paz eine Werkstatt gibt, die einigerma?en kompetent ist. Wir m?ssen versuchen, Chile zu erreichen.
Ich stelle die Maschine ab und f?lle einfach auf Verdacht etwa zwei Liter ?l in den Motor. Als ich wieder starte, sind die dicken Wolken weg, es bleibt noch ein sehr lautes Dieselnageln und der Motor hat wieder etwas Leistung. Wir erreichen die Grenzabfertigung.
Jetzt gibt es Probleme wegen Strolch. Wir habe im Prinzip alle Papiere, der Veterin?r erkennt sie aber aus unerfindlichen Gr?nden nicht an. Schon bei der Einreise in Argentinien stellten sich die Beamten dumm an, telefonierten dauernd und versuchten zu erkl?ren, dass etwas fehle. Wir vermuten, dass der untersuchende Tierarzt, bei dem wir vorher waren, einen bl?den Bericht geschrieben hat. Jetzt m?ssen wir die Veterin?rklinik hier in Arica aufsuchen und den Hund vorstellen. Irgendetwas von zehn Tage Quarant?ne steht auf dem Zettel des Grenzbeamten. Dann hat Strolch ja eine Auszeit von uns und der Reise.
Am Montag bringen wir als erstes unser Auto in die Werkstatt. Mit dem Leiter konnten wir noch am Samstag reden. Ich vermute, die Steuerkette ist ?bergesprungen. Dies w?rde die Ger?usche erkl?ren, die der Motor seit seiner Reparatur im Fr?hjahr in Santiago, wenn auch zun?chst leise, dann immer lauter werdend, produzierte. Wahrscheinlich haben die Freunde den Kettenspanner ohne ihn vorher mit ?l zu f?llen, eingebaut. Mal sehen, was jetzt passiert, wie lang der Werkstattaufenthalt diesmal dauert.